Gedanken...

 

Das Betrachten von Landschaft ist immer anders. Unser Zugang zu Landschaft ist gesteuert von dem „Drängen unseres Blicks“, der Landschaft realisiert, filtert, collagiert. Es ist ein schöpferischer Akt des Menschen, geprägt von individuellen Verschiedenheiten, subjektiven Erfahrungen, sowie einem kollektiven Gedächtnis, in seinem naturhaften, städtischen Umraum eine Landschaft zu erblicken. So ist Landschaft erst einmal unsichtbar, immateriell, kontingent und doch umgibt sie uns alle, betrifft uns alle. Lucius Burckhard der Begründer der Spaziergangswissenschaft spricht in diesem Zusammenhang von vorgefertigtem Wissen und Vorstellungen, die gesellschaftlich und kulturell bedingt sind. Wir bedienen uns an einer „Farbpalette“, wenn wir Landschaft betrachten, indentifizieren. Eine integrative Tätigkeit, die Störendes filtert und ausklammert. Ein Auslassen von Details und Informationen, ein Zusammenziehen, lässt Lücken und Leerstellen entstehen, dich mich interessieren. Was befindet sich in den Zwischenräumen? Wie verhält sich unser Wissen zur Rezeption von Landschaft? Wir greifen auf Wissensräume zu, die unseren  Blick lenken, uns befähigen, „Dinge“ zu erkennen und zu deuten. Es geht um die Wahl eines Bezugsrahmens, unter dem die Erscheinungen unserer Umwelt wahrgenommen werden, also darum, von welchem referenziellen System man Gebrauch macht. Dies führt mich zu der Form des Atlas, die mir die Möglichkeit gibt über Landschaft zu denken, wie ich sie sehe - ein Gemisch aus komplexen Schichten, ein Bündel mit Verzweigungen, ein Hybrid unserer Zeit, der kontingent ist, sich stetig wandelt. Landschaft als Atlas erlaubt mir, eine Auswahl zu treffen, Dinge aufzuteilen, zu zerschneiden, zu remontieren, Verbindungen herzustellen und Brüche zu erzeugen. Dabei sind Zeit, Bewegung, Raum das Material meines Blicks, der sich verändert und zu einem skulpturalen Prozess wird, sich modelliert.